Das erste Mal hörte ich von einer Doula während meiner Hebammenausbildung – einem Moment, der in Erinnerung geblieben ist, weil das Thema damals schon polarisierte. Es wurde viel darüber diskutiert, was genau eine Doula macht, wie sie sich von der Hebamme unterscheidet und ob sie tatsächlich eine Bereicherung für die Geburtsbegleitung darstellt. Kritische Stimmen fragten, ob sie in das Feld der Hebammen eingreift, während andere ihre emotionale Unterstützung lobten. Es stellte sich die grundlegende Frage: Wo endet die medizinische Betreuung und wo beginnt der Raum für die Doula, um werdende Eltern auf eine andere Art zu unterstützen?

Das Wort Doula stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Dienerin“ oder „Helferin“. Heute bezeichnet es eine speziell geschulte Begleiterin, die Eltern während Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett unterstützt – vor allem auf emotionaler und mentaler Ebene. Eine Doula bietet keine medizinische Versorgung an, sondern konzentriert sich auf das Wohlbefinden und die individuellen Bedürfnisse der Frau.
Während der Schwangerschaft
Während der Geburt:
Im Wochenbett:
Im Gegensatz zu Hebammen verfügen Doulas über keine medizinische Qualifikation. Sie führen keine Untersuchungen durch, überwachen nicht den Geburtsverlauf und sind auch nicht zuständig, Komplikationen zu erkennen oder medizinische Entscheidungen zu treffen. Ihr Fokus liegt auf der emotionalen und organisatorischen Unterstützung – und sie ergänzen damit die Arbeit von Hebammen und Ärzten
Meiner Meinung nach: Ja!
Doulas sind dort besonders wichtig, wo Lücken entstehen – beispielsweise in Kliniken, in denen Hebammen durch einen schlechten Personalschlüssel nicht immer die Möglichkeit haben, eine 1:1-Begleitung zu gewährleisten. Eine vertraute, kontinuierliche Begleitung während der Geburt gibt Sicherheit – was essenziell für eine Geburt ist, das müsste mittlerweile allen klar sein. Doulas braucht es da, wo Notstand ist. Hebammen sind die ausgebildeten Geburtsbegleiter, keine Frage. In vertrauter Umgebung zu Hause, im Geburtshaus, Hebammenkreißsaal oder unter der 1:1 Begleitung sehe ich nicht den Schwerpunkt der Arbeit von Doulas. Aber auf wie viele Familien trifft das zu? Wie viele Alleinerziehende, Familien mit bereits älteren Kindern oder Familien in Kliniken ohne 1:1 Begleitung gibt es?
Auch im Wochenbett sehe ich großes Potenzial: Früher hieß es, „es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen“. Dieses Dorf fehlt heute oft. Aber gemeinsam mit der Familie, Ärzten, Hebammen und Doulas können wir dieses Dorf wieder aufbauen: Doulas können Familien im Alltag entlasten. Gerade im Wochenbett habe ich als Hebamme sowieso schon wenig Zeit, um all meinen Aufgaben gerecht zu werden – wie großartig, wenn jemand dort ist, der die Familien emotional und praktisch unterstützt. Diese Arbeit empfinde ich als sehr wertvoll!
1. Preisdiskrepanz:
Doulas bestimmen ihre Preise selbst, während Hebammen an die Vergütung durch die gesetzlichen Krankenkassen gebunden sind. Viele Hebammen empfinden dies als Ungleichgewicht, da sie trotz umfangreicherer Aufgaben finanziell oft schlechter gestellt sind.
2. Kompetenzstreit:
Hebammen kämpfen häufig um die öffentliche Anerkennung ihrer Aufgaben, wie Vorsorgeuntersuchungen, außerklinische Geburtshilfe oder Geburtsbegleitung in Hebammenkreißsälen. Die Arbeit von Doulas, die sich auf den emotionalen Bereich konzentrieren, könnte bei Hebammen das Gefühl verstärken, dass ihnen ein essenzieller Teil ihrer Tätigkeit „streitig gemacht wird“.
3. Fehlende Regulierung:
Während Hebammen eine staatlich geregelte Ausbildung durchlaufen, ist die Qualifikation von Doulas weniger einheitlich geregelt. Dies kann Unsicherheiten in Bezug auf ihre Arbeit und Qualität verursachen.
Frauen, die eine Doula an ihrer Seite möchten, schätzen die kontinuierliche Begleitung und emotionale Unterstützung. Doulas sind oft während der gesamten Geburt präsent – etwas, das im Klinikalltag nicht immer möglich ist. Diese „ungeteilte Aufmerksamkeit“ sowie die zusätzliche Unterstützung im Wochenbett machen sie für viele Frauen zu einer wertvollen Ergänzung.
Doulas können eine wertvolle Ergänzung sein – vorausgesetzt, sie arbeiten im Team mit Hebammen. Der Schlüssel ist Kommunikation: Wenn Doulas und Hebammen miteinander sprechen, können sie gemeinsame Lösungen finden und Lücken in der Betreuung schließen. Wichtig ist, dass das Wohl der Frau im Mittelpunkt steht. Letztendlich verfolgen wir alle ein gemeinsames Ziel: Familien zu stärken und sie bestmöglich zu begleiten. Nur durch Zusammenarbeit profitieren die Frauen am meisten.
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