Wissenswertes

LOUWEN-Diät

Wenn man nach „Louwen-Diät“ sucht, stößt man schnell auf Versprechen wie „schmerzarme Geburt“ oder „kürzere Eröffnungsphase“. Aber was steckt wirklich dahinter? Und sollte man in der Schwangerschaft überhaupt Diät halten?

Der Begriff „Diät“ sorgt schnell für Stirnrunzeln – schließlich klingt das in der Schwangerschaft nicht besonders gesundheitsfördernd. Doch hier möchte ich das erste Gerücht aufdecken: Bei der Louwen-Ernährung handelt es sich um keine klassische Diät zur Gewichtsreduktion, sondern viel mehr um eine gesunde Ernährungsweise, die helfen soll, den Geburtsverlauf positiv zu beeinflussen. Sie stammt von Prof. Dr. med. Frank Louwen, einem leitenden Arzt für Pränatalmedizin und Geburtshilfe. Die Ernährungsempfehlung richtet sich an Frauen, die etwa 6-8 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin stehen und zielt darauf ab, den Geburtsverlauf positiv zu beeinflussen.

Grundlagen der Louwen-Ernährung
Das Prinzip ist simpel: Verzichte auf raffinierten Zucker und Weißmehl. Der Fokus liegt darauf, den Blutzuckerspiegel möglichst konstant zu halten. Warum? Man geht davon aus, dass Schwankungen im Blutzuckerspiegel die Hormonproduktion beeinflussen können, insbesondere die von Prostaglandinen – die für die Geburtseinleitung wichtig sind. Hohe Insulinspiegel, die durch schnellen Blutzuckerspiegel entstehen, können scheinbar die Wirkung dieser Hormone hemmen. 

Missverständnisse rund um die Louwen-Ernährung
Stöbert man jetzt mal im Internet, stößt man auf interessante Listen mit „verbotenen“ und „erlaubten“ Lebensmitteln, die unter dem Namen der Louwen-Ernährung geteilt werden. Diese Listen richten sich oft nach dem glykämischen Index (GI). Dieser ist kein fester Bestandteil der ursprünglichen Louwen-Ernährung. 

Kurze Erklärung zum glykämischen Index:
Der GI beschreibt, wie stark Lebensmittel den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen. Lebensmittel mit niedrigem GI (z.B. Vollkornprodukte) führen zu einem langsameren Blutzuckeranstieg, während Zucker und Weißmehlprodukte den Blutzuckerspiegel schnell in die Höhe treiben. 

Die Ernährungsform des GI unterscheidet in „guten“ und „schlechten“ Lebensmittel. Daran orientieren sich oftmals diese Liste, da auch natürliche, unverarbeitete Lebensmittel den Blutzucker und damit Insulinspiegel schnell ansteigen lassen können. Da es auch Ziel bei der Louwen-Ernährung ist, den Blutzuckerspiegel möglichst konstant zu halten. Möchtest du eine extra Challenge? Dann kannst du sie auch kombinieren. 😉 Sie ist aber wie gesagt nicht Teil der Louwen-Ernährung. 

Was verspricht die Louwen-Ernährung?

  • Eine Geburt im Geburtszeitraum – weniger Übertragungen.
  • Eine kürzere und effektivere Eröffnungsphase.
  • Eine leichtere Geburt durch eine kürzere Latenzphase.
  • Weniger schmerzhafte Wehen dank optimaler Prostaglandinwirkung

Empfohlene und zu vermeidende Lebensmittel:
zu vermeiden: Zucker, Süßigkeiten, Süßstoffe, Weißmehlprodukte, süße Getränke, polierter Reis, Kartoffeln, stark verarbeitete Lebensmittel
Empfohlen: Vollkornprodukte, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, mageres Fleich, Fisch und Milchprodukte

Theorie der Louwen-Ernährung
Ein starker, häufiger Blutzuckeranstieg beeinflusst die Produktion von Prostaglandinen. Hormone, die wir für die Geburt brauchen. Sie machen den Muttermund weich und leiten die Geburt ein. Wird die Prostaglandinproduktion durch hohe Insulinspiegel gehemmt, kann sich die Latenzphase verlängern, die Geburt kann anstrengender werden und dadurch werden die Wehen oftmals als schmerzhafter empfunden.

Wissenschaftliche Grundlage
Die Louwen-Ernährung basiert auf plausiblen Annahmen, doch es fehlen spezifische Studien, die ihre Wirksamkeit eindeutig belegen. Allerdings wird eine Ernährung mit einem hohen glykämischen Index in der Schwangerschaft mit erhöhtem Geburtsgewicht des Kindes und einem höheren Risiko für Geburtskomplikationen in Verbindung gebracht. Eine Studie von Chu et al. (2007) zeigte, dass Frauen mit Adipositas häufiger schwierige Geburten und höhere Kaiserschnittraten haben. Das unterstützt die Annahme, dass eine ausgewogene und zuckerarme Ernährung vorteilhaft sein kann.

Mein Fazit:
Die Louwen-Ernährung ist keine „Diät“, sondern eine bewusste, gesunde Ernährungsweise, die dir und deinem Körper guttut. Der Verzicht auf Zucker und Weißmehl kann sich positiv auf deinen Körper und den Geburtsverlauf auswirken – und da es sich um eine gesunde Ernährungsform handelt, ist die Umstellung zu jedem Zeitpunkt möglich, nicht nur in der Schwangerschaft und nicht erst ein paar Wochen vor Geburt.
Aber bleibt entspannt! Es soll keine Wissenschaft und kein Wettbewerb sein. Sieh es als einen möglichen Baustein, der eine natürliche Geburt unterstützen kann, und nutze die Chance, neue, gesunde Rezepte auszuprobieren. Probier es aus – ohne Druck, aber mit viel Freude daran, deinem Körper etwas Gutes zu tun. 

Bild: Pexels/Matilda Wormwood

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